©Staatskanzlei Schleswig-Holstein

Ein Einblick von Linus Kriwat, Prokurist der Kriwat GmbH, in die durch das NGIO, die Staatskanzlei und die WTSH organisierte Delegationsreise des Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther nach Boston und San Francisco:

Eine wahnsinnig intensive Woche geht zu Ende. Ich hatte die Ehre, Teil der Delegationsreise um Ministerpräsident Daniel Günther in die USA zu sein. Für die 60-köpfige Delegation aus Politikern, Wissenschaftlern und Unternehmern aus SH, Hamburg und Bremen ging es darum, einiges zum Thema künstlicher Intelligenz in den Anwendungsbereichen (grüne) Energie und Gesundheit mitzunehmen. In 6 Tagen sollte es hierfür in die Boston Area sowie nach San Francisco und das Silicon Valley gehen.

Ehrlich gesagt war ich im Vorfeld demütig: Wieso geht das große San Francisco eine Partnerschaft mit Kiel, bzw. Schleswig-Holstein ein? Wen interessiert Norddeutschland im so ruhmreichen Silicon Valley? Wie hat es die Organisation der WT.SH und der Staatskanzlei trotzdem geschafft, Termine mit Microsoft, Google, NVIDIA, Johnson&Johnson, CISCO, IBM, SAP, u.v.m. zu organisieren? Und warum wird die Firma Kriwat GmbH als mittelständisches Handwerksunternehmen eingeladen, mitzuwirken? Beim ersten Besuch schienen sich die Zweifel zu bestätigen. Das Batterie Startup Factorial Energy sucht aktuell nach einem Standort für ihre Mega-Batteriefabrik in Deutschland – von Schleswig-Holstein haben sie noch nie etwas gehört (Beitrag NDR Schleswig-Holstein-Magazin).

Doch dann wendete sich das Blatt: unsere Delegation stellte die Standortvorteile unseres Bundeslandes und bereits angestoßene sowie realisierte Projekte vor:

  • Schleswig-Holstein ist ein Vorreiter in Sachen Windkraft und Green-Energie. Im Jahre 2020 wurde in SH 160% des eigenen Verbrauches durch erneuerbare Energie erzeugt. Gerade dies ist z.B. für Factorial Energie interessant. Auf unserer Reise habe ich trotz der Lage am Meer von Boston und SFO keine einzige Windkraftanlage gesehen.
  • Das Projekt „AI Exchange“ der University of California, San Francisco und der CAU um Prof. Dr. Claus-C. Glüer wurde am Mittwoch feierlich gestartet. Eine künstliche Intelligenz soll hierbei u.a. Röntgenaufnahmen analysieren und bei Osteoporose Knochenbrüche prognostizieren. Sie erkennt hierbei Details, die das menschliche Auge übersieht und macht bei einer Fülle von Aufnahmen auf die wichtigsten Bilder aufmerksam. Extrem relevant bei dem Fachkräftemangel, den wir im Gesundheitswesen erleben. Die KI braucht hierzu natürlich eine riesige Menge an Referenzbildern und Vergangenheitsdaten. Durch die Datenbanken der University of California, San Francisco und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel kann die KI schneller lernen und den Weg in die Anwendung finden. Spannend: aufgrund des Datenschutzes können natürlich keine Patientendaten zwischen SH und den USA ausgetauscht werden. Statt die Daten zu versenden, reist das KI-Modell von SFO und Kiel hin und her und analysiert vor Ort die Daten. Mit jedem Datensatz wird das KI-Modell genauer. Diese Verbindung hat Ministerpräsident Daniel Günther am Mittwoch per Knopfdruck gestartet.
  • Am Freitag besuchten Jann Wendt von north.io GmbH und Dr. Warner Brückmann vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel den Grafik-Tech-Riesen NVIDIA, um eine Zusammenarbeit zur Analyse und Visualisierung des Meeresboden zu vereinbaren.
  • Weitere Kooperationen wurden geschlossen, z.B. von Björn Schwarze von ADDIX GmbH, dem Betreiber des WLAN-Netzes „#SH-WLAN“, der Fachhochschule Kiel und RUCKUS Networks; der Urologie Stanford und die deutschen Seite um Dr. Loch aus Flensburg und einigen weiteren.
  • Beim Besuch vom Plug and Play Tech Center (Early-Stage-Investor von PayPal, Dropbox, N26, Logitech, u.v.m.) durften wir miterleben, wie an einem der wichtigsten Epizentren des Silicon Volleys Investoren und Startups zusammenkommen. Auf dem Silicon Valley Summit hatten GründerInnen maximal drei Minuten Zeit, die Geldgeber von sich zu überzeugen. Das Land SH um Dirk Schrödter haben hier schon vor 5 Jahren eine Kooperation auf dem Weg gebraucht und Initiativen wie der Wettbewerb Überflieger von The Bay Areas e.V. zeigen, dass die Kultur, (jungen) kreativen Menschen mit Risikokapital auszustatten, auch in SH anläuft.
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  • Hier kommen moderne Technologien schnell auf dem Markt und man scheitert schnell, häufig und gerne, um die Technik im Marktumfeld laufend weiterzuentwickeln. Hautnah konnten wir dies an nächtlichen Fahren im autonomen Taxi von Cruise erleben. Diese waren in einem bestimmten Bereich in der Innenstadt SFO’s ohne Fahrer unterwegs. Nach einigen Kilometern im autonomen Taxi von Cruise vergaß man kurzerhand, dass eine KI das Auto steuert. Laut Tim Joehnk hat sich das Fahrgefühl in den letzten Monaten deutlich verbessert.
  • Außerdem haben wir Einblick in die fortschrittlichsten Workspaces der Welt erhalten. SAP investierte viel Mühe darin, während der Pandemie die Arbeit im Büro mit der im Homeoffice aus der Sicht der Mitarbeitenden zu analysieren. Nach dem Motto „Employee First“ wurde u.a. in San Francisco ein Büro in einer alten Lagerhalle errichtet, bei dem innovative (und extrem stylische) Konzepte die Zusammenarbeit, Effektivität und Kreativität der Mitarbeiter fördern. Durch unsere Nachfragen stellte sich heraus, dass die Auslastung dieser Flächen durch die Mitarbeiter nur an wenigen Tagen über 15% hinausgeht. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Microsoft. Klar, die Präsentation der neuesten Azure-AI-Anwendungen waren wirklich „mind-blowing“, genau wie der Campus mit Orten des Zusammenkommens auf verschiedensten Terrassen (mit eigenen Weinreben bewachsen), einem Gym, Soccer- und mehreren Basketballfeldern, doch sahen wir nur 3-4 Mitarbeiter, die unabhängig unseres Besuches gearbeitet haben. Gut, wir kamen an einem Freitag um 15 Uhr. Aber trotzdem..
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  • Hochglanz-Fassaden der ansässigen Unternehmen im Silicon Valley konnten die Flucht der Arbeitskräfte ins eigene Homeoffice und Schere zwischen Arm und Reich nicht aufhalten, bzw. überdecken. Auf den Straßen San Franciscos fielen neben vielen Touristen vor allem die Obdachlosen in einem erschreckenden Gesundheitszustand ins Auge. Die Lebenshaltungs- und Wohnkosten sind sowohl in Boston als auch in SFO exorbitant – alle klagen darüber. Die vielen Schlaglöcher auf dem Weg nach Sacramento machten der Delegation die Fahrt ebenso ein mulmiges Gefühl wie die Obdachlosen-Camps rund um SFO.

Wie bereits erwartet, ist in den USA alles extremer als bei uns. An vielen Stellen mehr Schein als Sein. Die Stärken werden hier jedoch sehr gut in Szene gesetzt. Die Auftritte unserer Delegationsteilnehmer zeigt: Wir brauchen uns nicht zu verstecken! Vielmehr: Wir dürfen uns nicht verstecken, sondern müssen unsere Stärken noch lauter kommunizieren. Wir sind im Gesundheitswesen und bei den erneuerbaren Energien einer der Vorreiter. Wenden wir zusätzlich die Möglichkeiten der KI auf diesen Gebieten geschickt an, stellen wir innovativen Ideen Raum, Zeit und (Risiko-) Kapital zur Verfügung, haben wir eine Chance, ein wichtiger Global-Player in unseren Nischen zu sein.

Wir, das Unternehmen Kriwat, sind auf einem sehr guten Weg, Technologien, wie 3D-Druck, Scanner und Sensoren, sowie Software mit integrierten KI-Anwendungen dafür zu nutzen, unsere Kunden noch individueller und schneller versorgen zu können und unseren Mitarbeiter die Arbeit leichter zu machen. Vieles steht bei uns in den Startlöchern. Der Besuch im Silicon Valley verdeutlich uns, dass zu Anfang nicht alles perfekt laufen muss, dass wir lernen müssen, Risiken einzugehen, zu scheitern und schnell wieder aufzustehen.

Übrigens: Trotz eines extrem dichten Zeitplans fanden drei Early-Moning-Runs statt. Auf die Unterstützung unsere Einlagen konnten sich Kriwat-Kunde Daniel Günther und ich mich verlassen. 😉

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Auf die Unterstützung der Kriwat-Einlagen konnten Daniel Günther und ich bei der morgendlichen Laufrund bauen. Hier durch den Public Garten in Boston.

Die Delegation hat eine hervorragende Visitenkarte unseres Landes abgegeben. Wir haben nicht nur viel mitgenommen, wir haben auch einiges da gelassen – vor allem einen tollen Eindruck unserer bodenständigen, nahbaren Art, aber auch der großen fachlichen Expertise unter den Delegationsteilnehmern.

Alles in allem kann man wirklich stolz sein, in einem so schönen Bundesland „zwischen den Meeren“ zu leben, in dem sich Ministerpräsident Daniel Günther und sein Team, die Wissenschaft, Unternehmer und Vereine mit extrem viel Engagement für Fortschritt einsetzen. Die nächsten Schritte wurden abgesteckt. Die Arbeit fängt jetzt erst richtig an.

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Die Vertreter der Wirtschaft diskutierten in einer intensiven Runde, wie das Gesehene bei uns im Land Anwendung finden kann, welche positiven Eindrücke mitgenommen werden und wo wir bereits jetzt besser aufgestellt sind als die Amerikaner.

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An drei von sechs Tagen hieß es „früh aufstehen und mit einem Morning-Run frischen in den Tag starten“.

 

Achja.. noch eine Auflösung: Warum ging denn nun San Francisco eine Partnerschaft mit Kiel und Schleswig-Holstein ein? Na, aus den oben genannten Gründen und vor allem weil es großartige Menschen in diesem Land gibt, die sich mit Herzblut dafür eingesetzt haben! Danke The Bay Areas e.V., WTSH GmbH, Axel Schulz, Hans-Juergen Roesler, Thomas Ewoldt, Tim Joehnk, Kristin Asmussen, u.v.m.!

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